Unus pro omnibus, omnes pro uno

Unter der Kuppel des Bundeshauses in Bern steht in grossen Lettern eine lateinische Inschrift: „Unus pro omnibus, omnes pro uno“ – „einer für alle, alle für einen“. Dieser vom französischen Schriftsteller Alexandre Dumas geprägte Satz wurde zum Wahlspruch der Eidgenossenschaft, ja er widerspiegelt ein Grundprinzip der Willensnation Schweiz: Der und die Einzelne steht für die Gemeinschaft ein, die Gemeinschaft wiederum kümmert sich um jeden einzelnen. Nur so war es möglich, dass dieser Flickenteppich aus zwei Dutzend Kantonen und vier Sprachen friedlich zusammenwuchs und zu einem auf allen Ebenen erfolgreichen Staat wurde.

Unter dem Motto „Unus pro omnibus, omnes pro uno“ hat sich nämlich in der Schweiz ein weltweit einzigartiges Politsystem etabliert: das Milizsystem. Politische Ämter werden nicht durch Profis besetzt, sondern durch Bürgerinnen und Bürger. Wir gehen also nicht nur wählen und abstimmen, sondern engagieren uns aktiv im Gemeinwesen. Eine neue Studie von Avenir Suisse besagt, dass sich zwar immer noch eine Mehrheit der Bevölkerung für das Milizsystem ausspricht und auch, dass weiterhin rund 150‘000 Personen in Gemeinden, Kantonen und beim Bund öffentliche Ämter innehaben. Doch die Studie besagt auch, dass das System bröckelt. Die Bereitschaft, sich freiwillig für ein Amt zur Verfügung zu stellen, nimmt ab. Begründet wird dies mit gesteigerten Ansprüchen in Beruf und Freizeit, aber auch mit wachsendem Druck auf die öffentlichen Ämter. Die Anforderungen steigen laufend, gleichzeitig nimmt die Wertschätzung in der Bevölkerung für jene ab, die einen Grossteil ihrer Zeit freiwillig dem Gemeinwesen zur Verfügung stellen.

In Schönenbuch funktioniert das Milizsystem – noch. Es gibt ein Vielzahl Freiwilliger, die sich in den Dienst der Gemeinde stellen – sei es direkt für die Gemeinde, in Vereinen oder sonst mit Freiwilligenarbeit. Dies ist mit ein Grund, warum Schönenbuch finanziell gesund ist und alle nötigen Dienstleistungen anbieten kann. Es gibt aber auch bei uns Tendenzen, dass die Bereitschaft für Freiwilligenarbeit abnimmt. Damit aber der Spruch „unus pro omnibus, omnes pro uno“ auch weiterhin gilt, sind Sie, liebe Einwohnerinnen und Einwohner von Schönenbuch, aufgefordert, ebenfalls einen Beitrag zum Milizsystem zu leisten. Dies gilt insbesondere auch für Jüngere, die so aktiv die Zukunft der Gemeinde mitgestalten können.

Am 22. Oktober 2023 sind Erneuerungswahlen für den National- und Ständerat. Sie sind aufgerufen, Persönlichkeiten zu wählen, die sich mit Herzblut für ihre Sache einsetzen und dabei auch viele persönliche Opfer bringen. Das gilt es zu respektieren. Und vielleicht habe ich jetzt auch bei der einen oder dem anderen Interesse geweckt, sich künftig politisch zu engagieren. Es würde mich freuen und es lohnt sich. Denn nur so kann das Schweizer Erfolgsmodell des Milizsystems weiter bestehen.

„Einer für alle, alle für einen.“

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